Ungewohnt frischer Frühling auf der Farm 'Nešto Više'.
Ungewohnt frischer Frühling auf der Farm 'Nešto Više'.

Das NGO "Nesto Vise" besteht bereits seit 22 Jahren und ist von Einheimischen gegründet worden. Im 2015 kauften sie einen Hektar Land und praktizieren hauptsächlich Permakultur und andere alternativ gärtnerische wie auch landwirtschaftliche Methoden. Bosnien und Herzegovina ist ein Land der Projekte, und eines der Hauptgeschäfte des Vereins ist diese zu gestalten. Ihr Hauptsitz liegt in der Hauptstadt Sarajevo.

Mein Projekt der Ko-Kreation eines Netzwerkes der reproduktiven Landwirtschaft, im kleinen wie grossen Rahmen, in Bosnien und Herzegovina zu eruieren, ist eine Erfrischung für die Pioniergemüter im Land. Alle stehen hier vor der Herausforderung, kontinuierlich weiter zu machen und durchzuhalten. Ständig hört man, wie in diesem Lande angefangene Projekte nicht mehr weiterwachsen, vom Staat kaum Unterstützung kommt und alles schwarz gemalt wird. Nepotismus und Korruption hemmen zum grössten Teil die Weiterentwicklung innerhalb des Landes.

 

Das Ziel meiner Arbeit besteht darin, innerhalb von zehn Wochen  Menschen aufzusuchen, die in der einen oder anderen Form alternative Methoden der reproduktiven Landwirtschaft praktizieren, sei es als Permakultur, bio-dynamische Praktiken oder seien es eigene altbewährte Traditionen. Hierzu bezwecke ich anhand von Interviews und deren Auswertungen, die jetzige Situation und Bedürfnisse der Produzenten, Tüftler und Entwickler aufzuzeigen. Perspektiven zu sehen und die Möglichkeit dieser Bewegung eine Stimme und Gewicht zu geben, gibt ein Gefühl vom Durchhalten in ein motiviertes Weitergehen. Es soll zu einem näheren Zusammenführen solcher Gleichgesinnten kommen und ein physisch sichtbares Netzwerk gebildet werden. Die Ergebnisse würden auf bereits bestehenden Netzwerken, wie i-Plattform, Homepage von Nesto Vise, u.a. hochgeladen. Bereits jetzt zeigt sich schon ein grosses Interesse an einer Stärkung des Zusammenwirkens in den Bereichen der NICHT konventionellen Landwirtschaft. Schliesslich ist gerade Bosnien vom letzten Krieg 1991-1995 ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Es gilt, das mancherorts historisch gewachsene Misstrauen gegenüber anderen Völkergruppen zu überwinden. Hier scheint sich bereits jetzt der Ansatz über reproduktive Landwirtschaft zu bewähren. Mitunter zählen auch Kleingärten und Stadtgärten, die immer mehr an Ansehen gewinnen.

 

Anfangs September dieses Jahres planen wir, das NGO und ich, in Mostar das erste tradtionelle Permakultur. Eingeladen sind alle: Praktizierende, Interessierte und Referierende von überall. Meine Aufgabe in dieser Geschichte liegt darin, durch das Land zu reisen, Brücken zu schlagen und solche Menschen miteinander zu verbinden. Es soll eine Art Wertschätzung der Pionierarbeit sein, welche aus der Not entstanden ist, da der Schutz und die Garantie gesunder (frischer) Nahrung nicht gewährleistet ist. Insbesondere sind Mütter aktiv mit diesem Thema beschäftigt. Ich bin gespannt in welcher Form eine Weiterführung und Festigung des bereits Bestehenden erfolgt.

 

Mit der Projektarbeit habe ich sehr bald beginnen können. Mittlerweile gelang es mir in vier Städten (Mostar, Banja Luka, Tuzla und Sarajevo) und deren Umgebung Interviews zu führen und unter anderem Dankbarkeit zu erfahren. Kaum gibt es Zeit Gleichgesinnte aufzusuchen und sich auszutauschen. Auf Anfrage hin bekomme ich weitere Kontakte, so dass ich einen zweiten Besuch in den erwähnten Gegenden planen darf. Hauptsächlich wird hier das Facebook für Vernetzungen genutzt.

Im Nordosten von Bosnien, in Tuzla (Stadt des Salzes) ist eine der wenigen Städte im Land, die es geschafft hat, die Harmonie zwischen vier Ethnien, Moslems, Juden, römisch-katholischen und orthodoxen Christen, zu wahren. Der Krieg hat die Stadt jedoch mehr verschont als andere Städte. Trotzdem bot die Führung der Stadt dem zweiten Weltkrieg, so wie auch dem letzten vor 25 Jahren die Stirn sich nicht vom Fanatismus überwälzen zu lassen. Die Anspannungen sind für mich als Beobachtende spürbar geringer als in anderen Städten.

 

Wieder in Mostar angekommen, wartet auf mich jede Menge Verarbeitung vom gewonnen Material. Viel Zeit bleibt im Moment nicht dafür, denn morgen geht es bereits weiter in den Westen des Landes. Unterdessen warte ich auf Antworten von weiteren potenziellen Interessenten für eine Kooperation . Wünscht mir viel Glück!

 

In drei Ethnien aufgeteilt: grün=Bosnjaken (islamisch), blau=Serben (ortodox), rot=Kroaten (katholisch). Vor dem Krieg waren die Gegenden heterogen und Mischehen ganz normal. Die heutige Aufsplittung führt zu vermehrter Spannung.
In drei Ethnien aufgeteilt: grün=Bosnjaken (islamisch), blau=Serben (ortodox), rot=Kroaten (katholisch). Vor dem Krieg waren die Gegenden heterogen und Mischehen ganz normal. Die heutige Aufsplittung führt zu vermehrter Spannung.
Mostar, die am stärksten getrennte Stadt des Landes, ist meine Basis während meiner Besuche und der 'Maping-Arbeit' im ganzen Land.
Mostar, die am stärksten getrennte Stadt des Landes, ist meine Basis während meiner Besuche und der 'Maping-Arbeit' im ganzen Land.

In Mostar, gleich in der Nachbar-  schaft ein Einzelkämpfer, der auf gepachtetem Land Olivenöl, Trauben und Gemüse anbaut. Seine Helfer sind hauptsächlich Velotouristen (warmshower.org), die ihm zur Hand gehen. Im September wird hier mit Hilfe der i-Plattform aus der Schweiz ein Permakulturkurs stattfinden. (Zemljani.permakultura.ba)

Sein Wein der nicht behandelter Weinreben und das Öl der Olivenbäume haben bereits einen Preis gewonnen in der Region.

Das Gewächshaus auf dem Grundstück
Das Gewächshaus auf dem Grundstück

Ein junges Künstlerpaar lebt einen erfüllenden und bescheidenen Lebensstil mit der Natur. Durch mehrheitliche Selbstversorgung in knapp 1000m ü.M. lebt das Paar ihre kreativen Ideen aus, wie etwa Wildkräuter-sammelkurs (was noch sehr ungewohnt ist bei den Leuten), Gemüsekorbverkauf, Kunst und Retreats. Gerade ist Brennesselernte angesagt.

Ruište bei Mostar, ist bekannt für den vielfältigen und gesunden Wildkräuterbestand. Auch das Bäumepflanzen steht bei den beiden auf dem Programm, zusammen mit dem Förster, da unter anderem illegal viel Abholzung stattfindet.

Es ist jetzt Brennesselzeit und von Hand wird geerntet für bestellte Gemüsekörbe.


In Banja Luka, im Bioladen 'Zdrava Logika', was übersetzt 'Gesunde Logik' heisst, herrscht eine grosse Nachfrage nach frischem und vor allem gesundem Grünzeug.

Alle zertifizierten Biohöfe können hier ihre Ware verkaufen. Vertrauen steht an erster Stelle! (zdravalogika.com).

 

Rechts im Bild ist die Begründerin und ihr stolzer Vater, der gerne mitwirkt in dieser Geschichte.


In Banja Luka auf dem Biodynamischen Hof Domestica.
In Banja Luka auf dem Biodynamischen Hof Domestica.

Das CERD in Banja Luka steht für ökonomische und rurale Entwicklung und unterhält den Hof 'Domestica' teilweise nach biodynamischen Richtlinien. Unter anderem binden sie vor allem Frauen mit ein, die Produkte nach deren Richtlinien produzieren.

 


Herzlichst aufgnommen in Tuzla, der Salzstadt.
Herzlichst aufgnommen in Tuzla, der Salzstadt.

Ein Permakultur- Wochenende in Tuzla über das urbane Kompostieren. Aus Kroatien eingereiste Kursleiter-innen teilen ihr Wissen mit. Wider Erwarten konnte ich niemanden interviewen, der auf einem Stück Land ohne Pestizide, Herbizide und Fungizide praktiziert.

 

Tuzla, von der osmsnischen Besetzung her stammend, ist türkisch und bedeutet Salz. Sie ist die europäische Salzseenstadt, die über bedeutende Steinsalzreserven unter der Stadt verfügt. Dank diesen Reserven konnte man vier künstliche Salzseen in der Stadt zum Baden anlegen.


Sarajevo, seit 2002 werden Bemühungen von diesem Verein unternommen, die biologische Landwirtschaft gesetzlich zu verankern.

 

 

 

Produkte aus Heilkräutern vom Vereinspräsidenten persönlich, werden hier verkauft.


In Mostar, unterhält der ECO-Shop Jasmina, auch andere Kooperativen,welche ihre Ware hier verkaufen. (auf Facebook zu finden: eko Jasmina)

Die Besitzerin Jasmina kämpft als Frau erfolgreich in der Männer-domäne der biologischen Landwirt-schaft.